In diesem Artikel analysieren und vergleichen wir den Frauenanteil an Führungspositionen im Osten und Westen von Deutschland. Wir schauen uns Zahlen und Fakten an zur Situation in Sachsen-Anhalt an. Außerdem benennen wir regionale Unternehmen, die mit gutem Beispiel voran gehen.
Der Ost-West-Vergleich in Zahlen
Auch über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung herrscht eine Unterrepräsentanz von Ostdeutschen in Führungspositionen vor. Dieser Fakt ergibt sich aus den Bestrebungen, die unterschiedlichen Systeme von Ost und West möglichst schnell auf ein einheitliches Niveau zu bringen, dies sollte nach Westvorbild geschehen. Da die Verwaltungspositionen nach westdeutschem Vorbild aufgebaut worden sind, wurde die Besetzung von strukturellen Schlüsselpositionen mit Westdeutschen befördert. So ergibt sich heute folgende Zahl: nur 2 Prozent der Führungsposition ist mit Ostdeutschen besetzt. Diese Zahl müsste ca. zehn Mal so hoch sein, gemessen am Bevölkerungsanteil, damit sich ein ausgeglichenes Verhältnis ergibt.
Aber wie sieht die Lage für ostdeutsche Frauen aus? In einer aktuellen Studie des Rundfunks Berlin Brandenburg (RBB), des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der Universität Leipzig wurde festgestellt, dass der Anteil ostdeutscher Frauen in Führungspositionen wesentlich höher ist als bei westdeutschen Frauen. In einigen Bereichen liegt dieser Wert sogar über dem der ostdeutschen Männer. Genau bedeutet das: An den Spitzen der 100 umsatzstärksten Unternehmen Westdeutschlands stehen 109 Personen. Der Frauenanteil macht gerade einmal zwei Prozent aus, da unter den 109 Personen nur zwei Frauen sind. Schaut man sich nun die 100 umsatzstärksten Unternehmen Ostdeutschlands an, wo sich 168 Personen in Spitzenpositionen befinden, so stellt man fest, dass der Frauenanteil bei neun Prozent liegt.
Wie kommt es zu diesem Ergebnis? Im Osten herrscht das Bild der „werktätigen Mutter“ vor, deshalb ist die Gleichstellung im Osten von Deutschland auch deutlich besser fortgeschritten. Im westlichen Teil von Deutschland hingegen ist die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau sehr konservativ. Ein Grund dafür ist, dass die Kinderbetreuung in Westdeutschland schlechter ausgebaut ist als in Ostdeutschland. Aus diesem Grund sind Frauen im Osten auch häufiger finanziell unabhängig. Dieser ostdeutsche Vorsprung in der Gleichstellung und in der Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf ist weiterhin vorherrschend. Außerdem kann man an dieser Stelle auch den sogenannten „Merkel-Kick“ aufführen, denn nach der Jahrhundertwende gab es in vielen Bereichen einen stärkeren Anstieg von Frauen. Dieses Phänomen wird als „Merkel-Kick“ bezeichnet, weil es eine zeitliche Übereinstimmung gibt, zwischen dem Anstieg von Frauen in Führungspositionen und dem Eintreten Merkels ins Kanzleramt.
Kriterien der Studie
Die Studie verglich unter anderem die Geschäftsführungen der jeweils umsatzstärksten 100 Unternehmen in Ost- und Westdeutschland. Handelte es sich bei Unternehmen um eine geteilte Geschäftsführung mehrere Geschäftsführer, wurden mehrere Personen berücksichtigt. Wenn die Geschäfte der Unternehmen von Vorständen geführt werden, wurden nur die Vorstandsmitglieder berücksichtigt.
Zahlen für Sachsen-Anhalt
Da HYDE ihren Sitz in Sachsen-Anhalt hat, interessieren uns die Zahlen in Sachsen-Anhalt besonders. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Unternehmen in Sachsen-Anhalt ist zuletzt sogar gestiegen und liegt über dem bundesweiten Schritt. Die Wirtschaftskanzlei Crifbürgel hat 2019 mithilfe einer Datenbank-Auswertung eine bundesweite Frauenquote von 24,2 Prozent ermittelt, 2020 war ein leichter Anstieg mit 24,9 Prozent zu verzeichnen. In Sachsen-Anhalt lag die Quote 2019 bei 26,3 Prozent, 2020 bereits bei 26,1 Prozent. Bundesländer, welche eine höheren Anteil an Frauen verzeichnen konnten sind Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, die jeweils auf einen Anteil von mindestens 30 Prozent kommen.
Regional geführte weibliche Unternehmen
Wirft man nun einen Blick auf Unternehmen, die in unserer Region weiblich geführt werden, dann sind zwei Unternehmen besonders hervorzuheben. Bei SONOTEC hat Manuela Münch gemeinsam mit ihrem Bruder Michael Münch die Position der Geschäftsführung inne. Prof. Dr. Erica Lilleodden ist Institutsleitung des Frauenhofer IMWS in Halle.
Auch wir als HYDE sind sehr stolz darauf, female founded zu sein und (bisher) in einem Team aus ausschließlich Frauen zusammenarbeiten zu dürfen. Letzteres ist im Übrigen reiner Zufall, denn wir freuen uns auch über männliche Unterstützung. Das hat sich aber bislang einfach noch nicht ergeben. Aber wer weiß, vielleicht in Zukunft ja…
Quellen:
www.rbb24.de/politik/beitrag/2019/03/studie-ostfrauen.file.html/Ostfrauen.pdf
https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/vergleichsweise-viele-frauen-in-fuhrungspositionen-1078235