Das neue Jahr hat begonnen. Dies nehmen wir zum Anlass und sprechen über aktuelle Entwicklungen im Bereich des Recruitings. In diesem Zusammenhang zeigen wir die wichtigsten Recruiting-Trends 2023 auf und geben einen Ausblick auf kommende Fokusthemen im Jahr 2024.
Die vier wichtigsten Recruiting Trends 2023
Die wohl tiefgreifendste Entwicklung ist die weitreichende Implementierung von künstlicher Intelligenz in Rekrutierungs-Prozessen. Unternehmen nutzen zunehmend Algorithmen und automatisierte Prozesse, um Bewerbungen zu sichten und geeignete Kandidaten zu identifizieren. Dadurch wird eine effizientere Auswahl ermöglicht. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung eines KI-gestützten Chatbots. Mittlerweile kann man ebenjene in verbreitete Messenger-Dienste integrieren. Der Chatbot stellt sicher, dass alle relevanten Informationen vorhanden sind, noch bevor Personalverantwortliche die Bewerbung erhalten.
Auch die Kanäle zur Ansprache potenzieller Kandidaten befinden sich in einem stetigen Wandel. Social-Media-Recruiting gewinnt weiterhin an Bedeutung. Dabei scheint XING insbesondere für die Zielgruppe der 30 bis 50-Jährigen geeignet zu sein, während LinkedIn eher von den 25 bis 35-Jährigen genutzt wird. Instagram eignet sich als Ansprachekanal für ebenjene und jüngere Personen. Facebook ist hierbei der Generalist und ermöglicht die Ansprache von Kandidaten in jeder Altersstufe.
Bewerbungsgespräche haben ebenfalls eine neue Dynamik erhalten. Unternehmen sollten, mangels passender Fachkräfte, vermehrt Wert darauflegen, die Soft Skills und Potenziale der Kandidaten zu erkennen, anstatt sich ausschließlich auf ein starres Anforderungsprofil zu konzentrieren. Dies hat Einfluss auf den Vorbereitungsprozess der Gespräche. Neben harten Faktoren, welche vorher unternehmensseitig in Erfahrung gebracht werden sollten, werden auch Tools zur Bestimmung ebenjener weichen Faktoren benötigt. Beispiele können Fragebögen, aber auch kreative Aufgaben für Kandidaten sein.
Ein neues Bewusstsein im Recruiting hat sich entwickelt, das auch die Erwartungen neuer Zielgruppen berücksichtigt. Unternehmen müssen verstehen, was Talente suchen und wie sie diese Erwartungen erfüllen können, um sie langfristig an das Unternehmen zu binden. Auch hier spielt der Fachkräftemangel eine Rolle. Spezialisten können sich zumeist einen Arbeitgeber aus einem breiten Spektrum aussuchen, weswegen Benefits, neben klassischen Faktoren wie beispielsweise Gehalt, immer mehr ins Gewicht fallen.
Trends 2024
Besonders in Zeiten von Rezessionen und anderen wirtschaftlichen Herausforderungen ist es unerlässlich, eine Arbeitgebermarke zu haben, die Verlässlichkeit und Sicherheit ausstrahlt. Im Fokus stehen vor allem Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit. Aber auch Themen wie flexibles Arbeiten, Diversität und Inklusion sowie Nachhaltigkeit spielen bei den Themen Arbeitsgebermarke und Benefits eine wichtige Rolle.
Die Suche nach Personen, die exakt den gewünschten Anforderungsprofilen entsprechen, ist, in Zeiten des Fachkräftemangels, schwieriger denn je. Der Fokus sollte verstärkt auf Kandidaten mit Entwicklungspotenzial gelegt werden. Hierbei können Berufseinsteiger sowie Quereinsteiger in Betracht gezogen werden. Somit sollte der gesamte Recruitingprozess auf das Herausarbeiten der Soft-Skills konzentrieren.
Des Weiteren sollte erneut hinterfragt werden, welche Erwartungen und Ziele die angesprochene Zielgruppe hat und wo passende Kandidaten ebenjener zu finden sind. Wie soll die Person angesprochen werden? Beispielsweise ist es im Blue-Collar-Bereich wichtiger, in der Ansprache konkret gesuchte Abschlüsse zu erwähnen und den Motivator, also beispielsweise fachliche Weiterentwicklung, gezielt anzusprechen, ebenso wie das Gehalt. Für potenzielle Führungskräfte sind Themen wie Unternehmenskultur und Teamgröße potenziell relevanter.
Internationales Recruiting wird immer wichtiger, da Unternehmen verstärkt nach globalen Talenten suchen müssen. Ein Vorteil von internationalen Teams ist die Integration von Vielfalt und unterschiedlichen Perspektiven in den Arbeitsalltag. Es ist wichtig, sich bewusst darüber zu sein, dass es Zielländer gibt, die ein Überangebot an Fachkräften haben. Daher sollte das Recruiting an dieser Stelle neu überdacht werden, um diese Potenziale zu nutzen und Hürden, wie langwierige Einstellungsprozess, gezielt anzugehen.
Auch Marketing-Einflüsse spielen eine Rolle bei der Personalgewinnung. Es reicht nicht mehr aus, lediglich eine Stellenanzeige zu veröffentlichen. Um maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen, ist es wichtig, unterschiedliche Kanäle zu nutzen. Dazu gehören beispielsweise Social-Media-Kanäle oder auch private Netzwerke. Auch die Bewerbung an sich hat sich verändert. Lange Bewerbungsformulare mit einer Vielzahl an gewünschten Dokumenten wirken abschreckend, während mobil-optimierte Formulare bevorzugt werden.
Auswirkung auf die operative Personalarbeit
Die genannten Trends haben verschiedene Auswirkungen auf die operative Personalarbeit. Zum Beispiel erfordert die verstärkte Nutzung von künstlicher Intelligenz im Recruiting eine Anpassung der Prozesse und möglicherweise auch eine Weiterbildung der Mitarbeiter, um mit den neuen Technologien umgehen zu können.
Ebenso kann es sinnvoll sein sich mit den unterschiedlichen Ansprachekanälen auseinanderzusetzen. Einerseits entstehen hier immer wieder neue, andererseits entwickeln sich bestehende weiter. So wurde auch hier in einigen Plattformen künstliche Intelligenz integriert.
Um Softskills und Potenziale in Bewerbungsgesprächen zu erkennen, erfordert es möglicherweise neue Bewertungsverfahren und Schulungen für Interviewer. Ebenso kann sich dies positiv auf den Recruiting-Prozess auswirken, wenn die Arbeitgebermarke durch kreative und Abwechslungsreiche Bewerbungsprozesse geprägt wird.
Auch bringt die Rekrutierung aus dem Ausland neue Herausforderungen mit sich. Neben langen Prozessen, durch benötigte Dokumente, Umzüge und Ähnliches, ist ein längerer Planungszeitraum vonnöten. Ebenso muss dieser Prozess, eventuell mit Hilfe unterschiedlicher Unterstützungen durch beispielsweise Personalberater oder anderen Institutionen, klargestellt werden.
Insgesamt erfordern diese Trends eine kontinuierliche Anpassung der operativen Personalarbeit, um den sich verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden und qualifizierte Talente zu gewinnen und zu halten. Gerade der Jahresbeginn bietet sich an, diese Themen in die Personalstrategie für 2024 zu integrieren.