Flexiblere Arbeitszeit durch die Vier-Tage-Woche
Flexible Arbeitszeiten sind nicht nur bei Kandidaten gerne gesehen, auch Unternehmen profitieren von einer flexibleren Arbeitszeitgestaltung. Studien belegen, dass Mitarbeitende produktiver und ausgeglichener werden. Gerade in Zeiten der Pandemie konnten viele Erfahrungen hinsichtlich der Flexibilisierung von Zeit und Ort gesammelt werden. Die Vier-Tage-Woche stellt eine Möglichkeit dar, die Arbeitszeitregelugen offener zu gestalten.
Die Vier-Tage-Woche: Unterschiedliche Ansätze
Vier-Tage-Woche bedeutet nicht gleich Vier-Tage-Woche. In den meisten Fällen ist gemeint, dass die derzeitige Arbeitszeit von meist 40 Stunden auf vier anstelle von fünf Tagen verteilt wird. Das Arbeitszeitgesetz in Deutschland sieht zwar regulär eine tägliche Arbeitszeit von 8 Stunden vor, jedoch ist auch ein 10 Stunden Tag möglich. Andere Modelle verkürzen die Arbeitszeit pro Woche, sodass es bei einer täglichen Arbeitszeit von 8 Stunden am Tag bleibt. Den Unternehmen ist hierbei freigestellt, ob die verkürzte Arbeitszeit mit weniger oder einem gleichbleibenden Lohn einhergeht.
Vor- und Nachteile der Vier-Tage-Woche
Der wohl größte Vorteil ist, dass die Mitarbeitenden bei einer Vier-Tage-Woche einen zusätzlichen freien Tag pro Woche gewinnen. Dieser kann für die Freizeitgestaltung aber auch für Dinge wie den Haushalt, Arzttermine oder Behördengänge genutzt werden, für welche sich sonst frei genommen werden müsste. Des Weiteren bestätigen Studien, dass die Arbeitsleistung und die Stimmung des Mitarbeitenden durch die Einführung einer Vier-Tage-Woche gesteigert werden kann. Durch den zusätzlichen freien Tag kann mehr Abstand von der Arbeit genommen werden, wodurch die Motivation steigt. So geben 71 % der Befragten an weniger unter „Burnout“ zu leiden und 39 % seien insgesamt weniger gestresst. Des Weiteren konnte der Krankenstand um 65 % gesenkt werden und auch die Fluktuation im Unternehmen sank um 57 %. Die Einnahmen des Unternehmens blieben gleich.
Dem gegenüber steht jedoch, dass wie oben schon erwähnt eine Vier-Tage-Woche zumeist mit einer gleichbleibenden Arbeitszeit einher geht. 10 Stunden pro Tag zu arbeiten ist anstrengend. Des Weiteren schreibt der Gesetzgeber ab einer Arbeitszeit von 6 Stunden eine längere Pause vor. Somit erhöht sich die Zeit, die täglich für das Arbeiten aufgewendet wird auf beinahe 11 Stunden. Hinzu kommt beispielsweise noch die Anfahrt. Die Alternative dazu ist mit den Stunden runterzugehen und dadurch weniger Entlohnung zu erhalten.
Was sagt die Politik?
Union und FDP sprechen sich gegen eine Vier-Tage-Woche aus. Vor allem aufgrund des Fachkräftemangels wird eine Verkürzung der Arbeitszeit als kontraproduktiv aufgefasst. Auch das Argument, dass die Produktivität, der Mitarbeitenden durch eine Vier-Tage-Woche gesteigert werden kann, wird angegriffen. Grund dafür ist, dass einige Berufsfelder, wie beispielsweise Polizei oder Pflege, schlicht die Präsenz der Mitarbeitenden erfordern. In Berufsfeldern, wo eine Vier-Tage-Woche möglich erscheint, sollten Arbeitnehmende nicht auf Ratschläge aus der Politik angewiesen sein, sondern dies eigenständig umsetzen.
Die Linkspartei hingegen fordert die Wahlfreiheit der Arbeitnehmenden. Auch ein Lohnausgleich bei einer geringeren Arbeitszeit wird gefordert, da Arbeitnehmende sich in Zeiten von Inflation schlicht keine Lohneinbußen leisten können. Auch eine mögliche Vorgehensweise zur schrittweisen Einführung in Unternehmen wird vorgelegt.
Was sagen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände?
Der Arbeitgeberverband BDA sieht eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich kritisch. Es handle sich hierbei um eine „Milchmädchenrechnung“ für deutlich weniger Arbeit das gleiche zu bezahlen. Auch hier sollen innerhalb der Unternehmen individuelle Lösungen gefunden werden. Die IG Metall spricht sich hingegen für die Vier-Tage-Woche aus. Vor allem viele Teilzeitarbeitende, zumeist Frauen, könnten so abgeholt werden, aufgrund der höheren Familienfreundlichkeit. Dieses Argument steht dem des Fachkräftemangels gegenüber. Bevorzugt werden sollen weiterhin Berufsfelder in denen Home-Office oder andere Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Arbeitszeit nicht möglich ist.
Wie das meiste – Abwägungssache
Unternehmen, in denen flexible Arbeitszeiten grundsätzlich möglich sind, bedürfen nicht einer gesetzlichen Regelung. Was ist aber mit Berufsgruppen in denen Anwesenheit notwendig ist? Hier wäre eine Unterteilung der Mitarbeitenden in Gruppen möglich. Eine hätte beispielsweise zusätzlich zum Wochenende den Freitag und die andere den Montag frei. Hier benötigt es eine gute Personalplanung.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/viertagewoche-debatte-dgb-spd-union-fdp-100.html