Zunächst mag man hier an den Begriff Workaholic denken. Dieser ist bereits seit den 50er Jahren in Gebrauch und beschrieb ursprünglich auch das Bild eines Arbeitssüchtigen. Mittlerweile hat dieser Begriff in einigen Bereichen eher eine positive Konnotation und wird aufgrund dessen für das Beschwerdebild nicht mehr genutzt.
Unter Arbeitssucht versteht man, wenn exzessives und zwanghaftes Arbeiten gemeinsam auftreten. Jemand arbeitet exzessiv, wenn er im ständigen Wettlauf mit der Zeit ist und immerzu mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen hat. Zwanghaftes Arbeiten beschreibt, wenn Personen nicht mehr herunterkommen können und ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie nicht arbeiten. Wichtig ist hierbei die Abgrenzung vom Work-Engagement. Hierbei liebt man seine Arbeit und steckt freiwillig viel Zeit hinein. Die Grenze verläuft allerdings fließend.
Der Bevölkerungsanteil der suchthaft arbeitenden Deutschen wird derzeit auf 10 % geschätzt. Weitere 35 % erfüllen einen der beiden Faktoren und zeigen aufgrund dessen eine höhere Risikobereitschaft.
Was sind Warnsignale für eine Arbeitssucht?
Das wohl stärkste Warnsignal ist am Wochenende oder im Urlaub nicht mehr abschalten zu können. Folgen dieser inneren Unruhe sind häufig psychosomatische Beschwerden, wie Müdigkeit oder Niedergeschlagenheit.
Wer ist besonders von Arbeitssucht betroffen?
Soziodemographisch betrachtet gibt es keine gravierenden Unterschiede in Betracht auf den Hang zur Arbeitssucht. Frauen sind mit 10.8 % etwas häufiger betroffen als Männer mit 9 %. Mit zunehmendem Alter sinkt die Tendenz suchthaft zu arbeiten. So ist der Prozentsatz mit 12.6 % bei den 15- bis 24-jährigen am höchsten und sinkt auf 7.9 % bei den 55- bis 64-jährigen ab.
Ein weiterer Einflussfaktor auf die Tendenz zur Arbeitssucht hat die vereinbarte Wochenarbeitszeit. So ist bei einer Arbeitszeit von mehr als 40 Stunden die Woche Arbeitssucht mit 11.1 % stärker verbreitet als bei geringeren Arbeitszeiten, wie einer 35 – 40 Stunden Woche mit 9.5 %.
Besonders häufig sind Führungskräfte im Allgemeinen mit 16.6 % von Arbeitssucht betroffen. Auch der Landwirtschafts- und Gartenbausektor bringt viele Arbeitssüchtige hervor. Grund hierfür ist wahrscheinlich, dass Arbeit und Beruf fließend ineinander übergehen und eine Abgrenzung schwer ist. Ebenfalls öfter betroffen sind Selbständige mit 13.9 %.
Warum sollte man als Arbeitgeber auf Arbeitssucht achten?
Nur gesunde Mitarbeitende sind langfristig gute Mitarbeitende. Deswegen ist es wichtig als Arbeitgeber Arbeitssucht bei seinen Mitarbeitenden zu erkennen und dieser entgegenzuwirken. Dadurch können spätere krankheitsbedingte Ausfälle vermieden werden. Wichtig ist hierbei sich die eigene Betriebskultur genau anzuschauen: Ist es üblich seinen Urlaub voll zu nehmen? Bleiben Mitarbeitende zu Hause, wenn sie krank sind? Ein kompetitives Arbeitsklima begünstigt beispielsweise Arbeitssucht. Auch der Betriebsrat kann ein Instrument sein, um Arbeitssucht entgegenzuwirken. Vor allem Betriebsvereinbarungen können ein passendes Instrument sein, Regularien zu schaffen, welche suchthaftes Arbeiten hemmen. Ein Beweis dafür, dass Regularien diesem entgegenwirken können, sieht man am jeweiligen Prozentsatz der Betroffenen im Zusammenhang mit der Betriebsgröße unter der Annahme, dass Regularien mit der Größe des Betriebs zunehmen. So sinkt der Prozentsatz von 12.3 % in Betrieben mit weniger als 10 Mitarbeitenden auf 8.3 % in Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitenden.
Wie kann sich Arbeitssucht auf das Team auswirken?
Auch das Team kann durch einen arbeitssüchtigen Mitarbeitenden beeinflusst werden. Folgen der Arbeitssucht sind ständige Kritik an Kollegen, sowie Wutausbrüche und generell eine instabile Gemütslage. Der Betroffene kann Arbeit nicht abgeben und kontrolliert seine Kollegen immerzu. Durch den Perfektionismus, den ein Arbeitssüchtiger an den Tag legt, verzettelt er sich oft. Des Weiteren kann es zu Fehlentscheidungen kommen, da der Arbeitssüchtige nicht auf die Antwort eines Kollegen warten möchte, welcher bereits im Feierabend ist.
Wie kann man Arbeitssucht selbst vorbeugen?
Grundlage der Arbeitssucht vorzubeugen ist eine gute Work-Life-Balance. Das ist des Öfteren einfacher gesagt als getan. Spätestens, wenn man vom Umfeld auf sein Arbeitspensum angesprochen wird, sollte man aufhorchen und sein eigenes Arbeitsverhalten hinterfragen. Es ist wichtig in seinem Arbeitsalltag Zeitlimits einzuhalten. Wenn auf Führungsebene schlecht geplant wurde, liegt es nicht in der Verantwortung des einzelnen dies auszubaden. Auch ein vertrauensvolles Verhältnis unter Kollegen kann Arbeitssucht entgegenwirken. Im Alltag sollte weiterhin auf ausreichend Bewegung geachtet werden. Auch Entspannungstechniken können helfen den Arbeitsalltag hinter sich zu lassen. Nicht zuletzt sind bildschirmfreie Zeiten und Zeiten, in denen man nicht erreichbar ist, ein Muss.
Quellen: